Je besser die Planung, desto entspannter der Urlaub. Das gilt vor allem, wenn man eine Fernreise mit Kindern plant. Über die entsprechenden Urlaubsregionen und Beherbergungsmöglichkeiten hat man sich meist schon vorab informiert. Was aber kann man in Sachen ärztliche Notfallversorgung in exotischen Ecken der Welt erwarten? Welcher Versicherungsschutz ist notwendig? Viele Fragen im Vorfeld einer Fernreise wurden den Experten im Chat auf www.experten-im-chat.de/fernreisen gestellt.
Im Chat saßen
Dr. med. Rudolf Kappes, Kinderarzt in einer Gemeinschaftspraxis in Kempten/Allgäu. Von 1979 bis 1984 leitete Dr. Kappes die Kinderabteilung des BMC-Hospitals in Monrovia/Liberia. 1983 erhielt er von der Ärztekammer Hamburg die Zusatzbezeichnung Tropenmedizin. Mitarbeit im Komitee „German Doctors“, diese leisten freiwillige Arzteinsätze in Entwicklungsländern.
Birgit Dreyer, studierte Betriebswirtin und ausgebildete Reiseverkehrskaufrau. Seit 2010 leitet sie die Kommunikation und den Kunden-Service bei der ERV, Deutschlands Marktführer in Sachen Reiseschutz.
Setareh Zahir-Fard, Reiseverkehrs-Kauffrau und Touristik-Fachwirtin, seit 1996 beim Reiseveranstalter DERTOUR tätig. Seit fünf Jahren ist sie im Produktmanagement beschäftigt und dort auch zuständig für das Marketing.
Unnötige Risiken vermeiden
Grundsätzlich sollten Kinder mindestens sechs Jahre alt sein, wenn man mit ihnen eine Fernreise plant, meint Kinderarzt Dr. med. Rudolf Kappes. Kleinere Kinder würden unter der erheblich eingeschränkten Bewegungsfreiheit bei langen Flügen zu stark leiden.
Hinzu komme eine mögliche Belastung durch Impfungen und eine erhöhte Infektionsgefahr in den Tropen wie Denguefieber, Malaria oder Durchfallerkrankungen. Bei kleineren Kindern sollte die maximale Flugdauer vier Stunden betragen: „Kinder sollten im Vorfeld keine Medikamente bekommen, stattdessen sollte man ablenkende, beruhigende und dem Kind bekannte Spiele mitnehmen.“
Eine Thrombose-Prophylaxe sei bei Kindern im Übrigen nicht erforderlich, insbesondere keine Thrombosestrümpfe. „Bewegung während des Fluges mit Herumlaufen und kleinen Turnübungen sind zu empfehlen“, so Kappes.
Wer mit Säuglingen etwa nach Ägypten reise, sollte neben der einschlägigen Reiseapotheke (Mittel gegen Magen-Darm-Beschwerden, gegen Husten/Halsschmerzen, gegen Fieber und gegen Insektenstiche) auch Nahrung im vollen Umfang mitnehmen, also Gläschen und Breie für die gesamte Dauer des Aufenthaltes, um Durchfallerkrankungen zu vermeiden.
Im Winter nach Dubai oder Florida
Wer im Winter ohne großen Impfbedarf in die Sonne fliegen möchte, dem empfiehlt Setareh Zahir-fard beispielsweise Dubai, das klassische Winterziel ist nach sechs Stunden Flugzeit erreicht: „Die Hotels sind kinderfreundlich und auf Familien eingestellt.
Auch drum herum werden Aktivitäten für Kinder angeboten. Man sollte aber bedenken, dass die Kids-Clubs englischsprachig sind.“ Wer ein paar Stunden mehr fliegen möchte, dem biete sich auch Florida an: „Mit den Freizeitparks ist ein großes Unterhaltungsangebot vorhanden.
Zum Erholen bieten sich die Strände an der Westküste an.“ Wer in eine exotischere Region wie das Amazonas-Gebiet reisen wolle, sollte zusätzlich zu den in Deutschland üblichen Impfungen eine Impfung gegen Hepatitis A und B (zweimal vor der Reise), gegen Typhus und eventuell gegen Cholera/Coliinfektion (Schluckimpfung) durchführen lassen, rät Rudolf Kappes.
Egal wohin man in die Ferne reist, eine private Reisekrankenversicherung sollte obligatorisch sein. Der Schutz der gesetzlichen Krankenkasse gilt nur innerhalb der Europäischen Union und einigen wenigen weiteren Ländern.
Birgit Dreyer: „Wir empfehlen eine Reisekrankenversicherung, die einen ‚medizinisch sinnvollen‘ Krankenrücktransport beinhaltet.“ Einige Versicherer würden dagegen nur den ‚medizinisch notwendigen‘ Rücktransport absichern.
„Das bedeutet: Ein Rücktransport wird nur dann organisiert, wenn man vor Ort medizinisch unterversorgt ist. Diese Entscheidung aber beeinflusst der behandelnde Arzt vor Ort maßgeblich“, erklärt die Expertin.
Sicherheit für den Fall der Fälle
Eine Reiserücktrittsversicherung kann speziell bei einem Urlaub mit Kindern Sinn machen – andernfalls kann im Extremfall der komplette Reisepreis als Stornogebühr fällig werden, falls die Reise doch abgesagt werden muss.
„In der Regel sind versicherte Rücktrittsgründe eine schwere Unfallverletzung, Tod – auch eines nahen Angehörigen – oder eine unerwartete schwere Erkrankung“, erklärt Birgit Dreyer. Bei der ERV etwa seien viele zusätzliche Gründe versichert, zum Beispiel eine gerichtliche Ladung oder eine Impfunverträglichkeit.
„In unserer Reiserücktrittsversicherung ist auch eine Reiseabbruchversicherung inkludiert, die das Risiko eines Reiseabbruchs während der Reise abdeckt“, so Dreyer; also eine außerplanmäßige Beendigung oder Unterbrechung der Reise. Diese greift auch bei der Verspätung eines öffentlichen Verkehrsmittels während der Weiter- oder Rückreise.
Infokasten
www.dertour.de (DERTOUR ist eine Marke des Reiseveranstalters DER Touristik Frankfurt GmbH & Co. KG. Seit 2000 gehört DER zur Rewe Group und ist eines der führenden deutschen Touristikunternehmen.)
www.erv.de (Die Europäische Reiseversicherung AG (ERV) mit Hauptsitz in München ist ein Tochterunternehmen der ERGO Versicherungsgruppe. Die ERV ist Marktführer in Deutschland.)
www.kinderaerzte-im-lyzeum.de (Seite der Gemeinschaftspraxis
Dr. Kappes, Dr. Potthast, Dr. Grunert und Dr. Höfler in Kempten/Allgäu. Fachärzte für Kinderheilkunde und Jugendmedizin.)
Der Expertentipp zum Thema „Fernreise mit Kindern“
Viele Deutsche werden auch in diesem Winter wieder zumindest vorübergehend der Kälte entfliehen und ich in südliche, sonnige Gefilde begeben. Ein beliebtes Ziel ist beispielsweise Namibia im südlichen Afrika. „Das Land ist als Reiseland unter Impfschutzaspekten unproblematisch, grundsätzlich sollte bei Verlassen Europas allerdings ein Hepatitis-A-Schutz bestehen“, erklärt Dr. med. Rudolf Kappes, Kinderarzt in einer Gemeinschaftspraxis in Kempten/Allgäu.
Dazu erfolge eine erste Impfung spätestens zwei Wochen vor Beginn der Reise. Dieser Schutz hält etwa ein Jahr und sollte im Abstand von sechs bis zwölf Monaten nach der ersten Impfung wiederholt werden. „Dann hält er zehn Jahre. Weitere reisemedizinische Impfungen sind für Namibia nicht notwendig.“
Für Indien sei dagegen beispielsweise eine Tollwutimpfung dringend zu empfehlen: „Notwendig sind drei Gaben über einen Zeitraum von drei bis vier Wochen. Die Verträglichkeit ist gut. Die Kosten werden von einigen Krankenkassen übernommen.“
Fernreisen werden oft weit im Voraus geplant. Da man nie weiß, was bis zum Reiseantritt alles passieren kann, wird oftmals eine Reiserücktrittversicherung abgeschlossen. Aber wann springt diese Versicherung überhaupt ein?
„In der Regel sind versicherte Rücktrittsgründe eine schwere Unfallverletzung, Tod oder eine unerwartete, schwere Erkrankung“, erklärt Birgit Dreyer, Leiterin Kommunikation und Kunden-Service bei der ERV. Bei der ERV etwa sind viele zusätzliche Gründe versichert, zum Beispiel eine gerichtliche Ladung oder eine Impfunverträglichkeit.
Egal wohin man in die Ferne reist, eine private Reisekrankenversicherung sollte obligatorisch sein, der Schutz der gesetzlichen Krankenkasse gilt nur für die Europäische Union und einige wenige weitere Länder. Dreyer: „Wir empfehlen eine Reisekrankenversicherung, die einen ‚medizinisch sinnvollen‘ Krankenrücktransport beinhaltet.“
Einige Versicherer würden dagegen nur den ‚medizinisch notwendigen‘ Rücktransport absichern. „Das bedeutet: Ein Rücktransport wird nur dann organisiert, wenn man vor Ort medizinisch unterversorgt ist. Diese Entscheidung aber beeinflusst der behandelnde Arzt vor Ort maßgeblich.“
Viele Bundesbürger würden gerne in die Ferne fliegen, wenn nur der Partner nicht solche Flugangst hätte. Setareh Zahir-fard, Reiseverkehrs-Kauffrau und Touristik-Fachwirtin beim Reiseveranstalter DERTOUR: „Gegen Flugangst gibt es leider kein Patentrezept.
Aber Hypnosetherapien haben schon Rauchern zum Nichtrauchen verholfen und wurden zur Gewichtsabnahme eingesetzt. Vielleicht gibt es auch hier eine passende Hypnosetherapie.“