Expertentipp Expertentelefon „Diabetes“ am 06.11.2014
Rund sechs Millionen Deutsche sind Diabetiker – hinzu kommt allerdings eine Dunkelziffer von schätzungsweise zwei bis fünf Millionen Menschen, die oft über lange Zeit nichts von ihrer Stoffwechselstörung ahnen. In vielen Fällen wird diese erst festgestellt, wenn sich Folgeerkrankungen bemerkbar machen. Dazu gehören unter anderem Augen-, Nieren- sowie Herz-Kreislauferkrankungen. Aber der Diabetes kann auch die Nerven schädigen: „Diese können ihre Funktion nicht mehr ordentlich ausführen oder sogar absterben, was zur Entwicklung der diabetesspezifischen Nervenschäden führt, der sogenannten diabetischen Neuropathie“, sagt Dr. Alin Stirban, Facharzt für Innere Medizin, Endokrinologie und Diabetologie vom Profil Institut für Stoffwechselforschung in Neuss.
Symptome erkennen und den Arzt fragen
Bemerkbar macht sich diese häufige diabetische Folgeerkrankung meist durch Beschwerden wie Schmerzen, Brennen, Taubheitsgefühle oder Kribbeln. Dr. Stirban: „Diese kommen meistens in den unteren Extremitäten vor und sie nehmen typischerweise abends zu, wenn die Person zur Ruhe kommt.“ Aber viele der Betroffenen spüren auch keinerlei Symptome. Eine Diagnostik könne dann nur anhand einer klinischen Untersuchung erfolgen, die Diabetiker etwa einmal jährlich vom Arzt durchführen lassen sollten. Denn Früherkennung ist wichtig, da die diabetische Neuropathie im schlimmsten Fall sogar zu einer Amputation führen kann. Auch andere Folgeerkrankungen des Diabetes haben unbehandelt möglicherweise schwerwiegende Folgen: die diabetische Nephropathie (Nierenerkrankung) führt möglicherweise zur Dialyse, die Retinopathie (Augenerkrankung) kann eine Sehschwäche bis hin zum Sehverlust verursachen.
Den „Zucker“ gut einstellen
Oberstes Gebot bei der Behandlung des Diabetes und seiner Komplikationen ist immer eine möglichst gute Blutzuckereinstellung. Außerdem sollte man weitere nervenschädigende Einflüsse wie Alkohol und Nikotin weitestgehend meiden. Zu den Behandlungsmöglichkeiten bei der Neuropathie gehört laut Dr. Alin Stirban das Tragen von passenden Schuhen und Einlagen: „Für jeden Schweregrad der Neuropathie kann der Arzt entsprechende Empfehlungen machen.“ Der Experte ergänzt: „Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit, die Beschwerden mittels verschiedener Substanzklassen zu lindern. Einige Studien weisen darauf hin, dass Substanzen wie Benfotiamin oder Alpha-Liponsäure nicht nur gegen Beschwerden, sondern auch gegen einige Ursachen der Neuropathie wirken.“ Benfotiamin, eine gut verträgliche Vorstufe vom Vitamin B1, kann auf diese Weise Symptome der diabetischen Neuropathie, wie Kribbeln, Brennen, Taubheit oder Schmerzen in den Füßen lindern.