Bericht Ratgeberaktion „Pflege“ am 18.09.2014

Die Renten von Frauen sind im Durchschnitt sehr viel niedriger als die der Männer. Auf der anderen Seite haben Frauen aufgrund ihrer höheren Lebenserwartung ein deutlich größeres Risiko, später einmal pflegebedürftig zu werden und an Demenz zu erkranken. Zusätzliche private Pflegevorsorge ist demzufolge vor allem für Frauen wichtig. Das Thema Pflege und Pflegevorsorge bewegt viele Menschen, die häufigsten Fragen an unsere Experten im Rahmen unserer Leseraktion sind im Folgenden dokumentiert:

Folgende Experten standen Rede und Antwort

  • Athanasios Almbanis, Experte für Pflegevorsorge und Pflegezusatzversicherung bei der DFV Deutsche Familienversicherung AG, Frankfurt am Main.
  • Andrea Schneider, Referatsleiterin der Pflegekasse bei der KKH Kaufmännischen Krankenkasse, Hannover. Expertin für Unterstützungsleistungen im Pflegefall.
  • Bernd Meißnest, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie sowie Geriatrie. Leiter des Zentrums für Altersmedizin am LWL-Klinikum Gütersloh.
  • Christine Sowinski, Krankenschwester, Diplom-Psychologin, Pflegeexpertin, Kuratorium Deutsche Altershilfe, Köln.

Gerade Frauen sollten sich für das Pflegerisiko wappnen

Private Pflegevorsorge ist unabdingbar. Sie ist nach Ansicht der Experten selbst dann nötig und sinnvoll, wenn dafür nur ein begrenztes Budget zur Verfügung steht. „Bereits mit einem Monatsbeitrag von etwa 40 Euro kann bei uns beispielsweise eine 40-Jährige eine gute Absicherung in Form einer Pflegetagegeldversicherung aufbauen“, betont Athanasios Almbanis. Mit Blick auf den Anstieg von Demenzerkrankungen sei es bei der Tarifwahl auch wichtig, gerade diesen Fall umfassend abzusichern. „Hierfür haben wir ein besonders leistungsstarkes Pflegetagegeld entwickelt“, betont Almbanis. Zudem habe man bei den Tarifen besonders auf die Absicherung der unteren Pflegestufen geachtet, in denen 70 Prozent der Betroffenen am längsten verweilen würden.

Der staatlich geförderte Pflege-Bahr wiederum, am besten in Kombination mit einer Ergänzungsdeckung, sei gerade für jüngere Menschen hochinteressant, so Almbanis. Bei niedrigem Eintrittsalter biete diese Produktvariante schon für geringe Beträge einen sehr guten Schutz. „Ab einem Eintrittsalter von 35 bis 40 Jahren empfehle ich einen nicht geförderten Tarif. Denn ab dann reicht die Versicherungsleistung der Pflege-Bahr-Tarife nicht mehr aus, um die finanzielle Pflegelücke wirksam zu schließen.“

Frauen vom Thema Pflege in besonderer Weise betroffen

Frauen sind vom Thema Pflege gleich doppelt betroffen: Während statistisch gesehen jeder dritte Mann damit rechnen muss, einmal pflegebedürftig zu werden, ist es bei Frauen jede zweite. Und auch die durchschnittliche Pflegeverweildauer ist für Frauen aufgrund der deutlich höheren Lebenserwartung entsprechend länger als bei Männern. Auf der anderen Seite wird auch die Pflege von Angehörigen noch immer überwiegend von Frauen erbracht. „Wenn mehrere Kinder für die Pflege der Eltern in Frage kommen, sollte man sich unbedingt gemeinsam an einen Tisch setzen und besprechen, wer etwas für die Eltern tun kann. Auf keinen Fall sollte man sich als Frau darauf einlassen, die einzige Ansprechperson zu sein“, rät Christine Sowinski. Viele Familienmitglieder brauchten eine Zeitlang, um sich in diese Situation hineinzufinden. Darüber hinaus werde oft die Leistungsfähigkeit von ambulanten Diensten unterschätzt. Und unterschätzt werde oft auch das ehrenamtliche und freiwillige Engagement anderer Bürger.

Symptome für eine dementielle Erkrankung

Demenz ist für Angehörige eine enorme Belastung, denn die Betreuung ist in den mittleren bis späten Stadien fast rund um die Uhr notwendig. „Generell sollte man bei Symptomen wie einer zunehmenden Vergesslichkeit, Orientierungsstörungen, Störungen der Merkfähigkeit und Konzentration sowie Einschränkungen in der Durchführung von alltäglichen Abläufen zur weiteren Abklärung einen Facharzt konsultieren“, rät Bernd Meißnest. Er warnt davor, dass es gerade bei einer dementiellen Erkrankung schleichend zu einer Überforderung der pflegenden Angehörigen kommen könne. Entlastung könnte eine ambulante Pflege, Tagespflege oder Kurzzeitpflege bringen. „In eine private Pflegevorsorge sollten daher immer alle Pflegestufen einbezogen sein, beginnend ab Stufe 0, das ist die klassische Demenz“, rät Athanasios Almbanis. Im Fall einer demenzbedingten Pflegebedürftigkeit zahle die gesetzliche Pflegeversicherung äußerst wenig, die Lücke sei hier besonders groß. Eine private Demenzabsicherung sei deshalb besonders wichtig.

Vorbereitung auf Begutachtung durch den MDK

Ein Antrag auf Feststellung der Pflegebedürftigkeit bei der Krankenkasse führt zu einem Besuch des Medizinischen Dienstes der Krankenversicherungen (MDK). „Damit sich der MDK einen umfassenden Überblick über den Hilfebedarf verschaffen kann, sollte man sich bereits im Vorfeld notieren, in welchen Bereichen Hilfestellungen benötigt werden und welche Zeiten dafür erforderlich sind. Dabei kann ein Pflegetagebuch behilflich sein“, betont Andrea Schneider. Die ständige Pflegeperson oder eine Person, die zum aktuellen Hilfebedarf Auskunft geben kann, sollte bei der Begutachtung anwesend sein.

Weitere Informationsquellen für Interessierte:

www.dfv.ag (Homepage der DFV Deutsche Familienversicherung AG, Anbieter von privaten Pflegezusatzversicherungen).

www.kda.de (Homepage des Kuratoriums Deutsche Altershilfe (KDA). Unter dem Menüpunkt „Veröffentlichungen“ gibt es einen Link zur „Familienkonferenz“ und zum „Wochenplaner“, mit dem man sich auf eine Pflegesituation vorbereiten kann).

www.kkh.de (Homepage der KKH Kaufmännische Krankenkasse. Hier findet man einen Link zum „Pflegetagebuch“ und zum „Pflegelotsen“).

www.experten-im-chat.de/pflege (Zeigt ein Chatprotokoll mit Fragen und Antworten zu diesem Thema).