Seine Erfindung ist so einfach, wie genial. Er ist streng genommen, nur ein Brett mit Beinen, aber für denjenigen, der ihn nutzt, ist er doch so viel mehr. Die Rede ist vom Schreibtisch. Wäre er nicht, würden die Menschen ihre Unterlagen überall im Raum verstreuen, ihren Laptop mühselig auf ihren Knien balancieren und dann wäre da noch die Frage, wo die Kaffeetasse stehen soll. Der Schreibtisch ist aus unserer modernen Gesellschaft nicht mehr wegzudenken. Wie war das jedoch früher? Seit wann gibt es den Schreibtisch eigentlich und welche Wandlungen hat er im Laufe der Jahrhunderte vollzogen?
Ohne Schreibtisch kein Büro
Das Wort Büro ist eine eingedeutschte Form des französischen bureau. Bureau wiederum leitet sich von bure ab. Bure war der Name des Filzes, der als Unterlage auf dem Schreibtisch verwendet wurde. Der Filz diente sowohl zum Schutz des empfindlichen Holzes, aus dem der Schreibtisch bestand und sollte außerdem als wärmende Unterlage für die Hände dienen. Früher waren Raumtemperaturen von 14 Grad keine Seltenheit und wer viel Zeit am Schreibtisch verbrachte, war froh, die Hände nicht fortwährend auf dem kalten Holz ablegen zu müssen. Wäre der Schreibtisch also nie erfunden worden, gäbe es auch das Büro als solches nicht.
Die Zeit vor dem Schreibtisch
Ja es gab sie, die Zeit, in der Gelehrte ohne einen Schreibtisch auskommen mussten. In der Antike und sogar noch im Mittelalter begnügten sich die Gelehrten damit, so genannte Schreibbretter auf ihren Knien liegen zu haben. Auf ihnen war gerade einmal genug Platz für Tintenfass, Feder und Papier. Dies war nicht nur umständlich, sondern verursachte auch schnell Rückenschmerzen. Zudem ergoss sich sicherlich des Öfteren das eine oder andere Tintenfass auf die gerade erst geschriebenen Dokumente. Aus praktischen Gründen also wurde eine Holzplatte mit Gestell darunter entwickelt. Der Schreibtisch war geboren.
Die Technik wurde über die Epochen hinweg immer ausgefeilter
Der Sekretär gilt als Vorläufer des heutigen Schreibtisches. Den Sekretär gab es in der Variante des Schreibschrankes, für den privaten Gebrauch und des Stehpultes für das Kontorbüro. Ende des 17. Jahrhunderts wurde das Bureau plat entwickelt. Dabei handelte es sich um einen recht langen und sehr elegant gestalteten Schreibtisch, der über drei Schubladen direkt unter der Schreibtischplatte verfügte. Zusätzlichen Stauraum bot ein schmaler Schrank, der neben dem Schreibtisch stand und den Namen Cartonniere trug. Dieser Schreibtisch war besonders wertvoll, da für seine Anfertigung nur edelste Materialien, wie Ebenholz, verwendet wurden. Kostbare Verzierungen aus Porzellan oder Schildpatt trugen ebenso zu seinem Wert bei. Auch oder gerade heute sind diese Schreibtische noch sehr wertvoll. So wurde in Paris ein Bureau plat, der einmal Louis dem XV gehörte, für rund sechs Millionen Euro versteigert. Der Versailler Vertrag wurde ebenfalls an so einem Schreibtisch unterzeichnet und auch heutige Politiker, wie der Präsident von Frankreich oder der von Russland, regieren an so einer Art von Schreibtisch. Zudem gab es eine spezielle Variante für Frauen, den Bonheur du Jour. Dabei handelte es sich um einen kleinen und zierlichen Schreibtisch mit einem niedrigen rückwärtigen Aufsatz. Edle Modelle waren besonders reich verziert. Die frühen Modelle hatten geschwungene Beine und eine ovale Tischplatte. Später kamen gerade und strenge Linien in Mode und die Tischplatten wurden meist rechteckig angelegt. Einige Exemplare waren zudem mit Accessoires zum Schminken und Frisieren ausgestattet. Diese Schreibtische waren oft in privaten Bibliotheken zu finden und dienten in vielen Fällen allein der Repräsentation.
In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde das erste Zylinderbureau gebaut. Mechanische Tricks erlaubten es, dass sich die Schreibtischplatte verbergen ließ, ohne dass der der Besitzer sie vorher aufräumen musste. Dafür wurde einfach ein Halb- oder Viertelkreis geführter Rolladen vor die Fächer und Schübe geschoben. Ein berühmter Liebhaber des Zylinderbureaus war Napoleon. Das exakt gleiche Exemplar dieses Schreibtisches war in all seinen Palästen zu finden.
Zeitgleich zum Zylinderbureau wurde der moderne Schreibtisch, wie ihn die meisten heute kennen, entwickelt. Eine großzügige Arbeitsfläche und Schublanden rechts und links erlaubten es, viele Dinge auf dem Schreibtisch abzulegen und gestatteten, dem daran Sitzenden, zudem genügend Beinfreiheit.
Die Schreibtische deutscher Politiker
Schwere Eichenholzschreibtische, wie sie in den Politikerbüros weltweit noch heute zu finden sind, haben in Deutschland schon lange ausgedient. Nach dem Dritten Reich wollte kein Politiker mehr an dem Schreibtisch sitzen, der einst Bismarck oder Stresemann gehörte. Die Bundesrepublik begann in Punkto Schreibtisch eher improvisiert. Die ersten Schreibtische der Regierungsbeamten wirkten viel mehr wie Küchenmöbel und nicht wie Teile einer Büroeinrichtung.
Doch auch die allgemeine Entwicklung der Schreibtischmöbel ging in Richtung Einfachheit. Je mehr Technik auf dem Schreibtisch Platz fand, desto simpler wurde seine Konstruktion.
Die Gestaltung der Politikerbüros erfolgt durch die Verwaltung. Teuer Designerschreibtische sind in deutschen Regierungsräumen sehr selten. Dies liegt wohl daran, dass die Angst der Politiker, sich dem Vorwurf des verschwenderischen Luxus aussetzen zu müssen. Das jährliche Haushaltsaufstellungsschreiben des Finanzministeriums sieht in Anlage 4 vor, dass die Büroausstattung, also Möbel, Beleuchtung und Teppich für das Büro einer Sekretärin nicht mehr als 2700 Euro und für das Büro der Besoldungsgruppe B8, also eine Ebene unterhalb der Staatssekretäre, nicht mehr als 7000 betragen darf. Die Kostengrenze für die Büroausstattung der Minister ist im jeweiligen Haushaltsplan festgeschrieben.
Geschichtsträchtige Schreibtische können in verschiedenen Musen betrachtet werden. So befindet sich im Bestand des Deutschen Historischen Museums zum Beispiel der Schreibtisch von Adolf Hitler und auch die Arbeitsplätze von Ludwig Erhard, Wilhelm Pieck, Otto Grotewohl und Erich Honecker sind dort zu bewundern. Im Haus der Geschichte in Bonn können Interessierte einen Blick auf den Schreibtisch aus der Harald Schmidt Show werfen und auch den Arbeitsplatz von Kommissar Derrick bestaunen. Bei diesem Exemplar handelt es sich wirklich nur um eine Platte mit vier Beinen dran.
Moderne Schreibtische und die Zukunft des Arbeitsplatzes
Die heutigen Schreibtische unterscheiden sich in Design dun Materialwahl stark voneinander. Es gibt nach wie vor Schreibtische aus Holz, aber auch Modelle aus Glas, Kunststoff, Metall oder sogar Beton.
Heute spielen die Funktionalität und die Ergonomie eines Schreibtisches eine große Rolle. So muss ein Schreibtisch Platz für Bildschirm, Tastatur und Maus bieten und trotzdem auch genügend weitre Ablagefläche für Notizen und persönliche Gegenstände bereitstellen. Stauraum ist ebenfalls sehr wichtig. Verfügt der Schreibtisch selbst über keine Schubladen, so wird meist auf einen Rollcontainer zurückgegriffen, der unter dem Schreibtisch platziert wird.
Bei einem ergonomischen Schreibtisch ist die richtige Höhe entscheidend. Diese hängt vom jeweiligen Besitzer ab. Experten empfehlen, dass der Schreibtisch höhenverstellbar sein sollte und sich von mindestens 68 Zentimetern auf 118 Zentimeter verstellen lassen kann. So ist es, der daran arbeitenden Person, möglich, sowohl im Sitzen, als auch im Stehen, an dem Schreibtisch zu arbeiten. Dies schont den Rücken. Rückenschonung ist auch bei der Wahl des richtigen Stuhls, passend zum Schreibtisch, ein wichtiges Thema. Buerostuhl24 erklärt in seinen FAQs, dass die Qualität des jeweiligen Schreibtischstuhls von der täglichen Sitzdauer abhängen sollte. So verhält es sich auch mit dem Schreibtisch selbst. Wer den Schreibtisch täglich mehrere Stunden nutzt, hat höhere Ansprüche, an Form, Design und Material, als eine Person, die nur immer mal wieder daran sitzt.
Für das tägliche Arbeiten sollte der Schreibtisch mindestens 160 Zentimeter breit und 80 Zentimeter tief sein. Bevorzugte Farben für die Schreibtischplatte sollten aus medizinischer Sicht mattes Braun, Beige oder Grau sein. Diese schonen die Augen, da sie keine harten Kontraste bilden oder Spiegelungen hervorrufen.