Allergien haben sich zu einer echten Volkskrankheit entwickelt. Bei immer mehr Menschen reagiert das Immunsystem über und bekämpft eigentlich ungefährliche Stoffe wie Blüten- und Gräserpollen, Haare von Haustieren oder Hausstaub mit einer heftigen Abwehrreaktion. Die Betroffenen leiden dann unter den typischen Symptomen wie Niesen, laufender Nase, Juckreiz und tränenden, geröteten Augen.
Wie Allergien entstehen
Normalerweise reagiert der Körper mit Gegenmaßnahmen nur auf schädliche Fremdstoffe und Krankheitserreger. Das Immunsystem „merkt“ sich diese und kann dann beim nächsten Kontakt schnell die Gegenwehr einleiten. Als harmlos erkannte Stoffe werden dagegen toleriert. Bei Allergikern funktioniert diese Unterscheidung nicht richtig: Ihre Abwehr schießt über das Ziel hinaus und attackiert dann auch Pollen und andere normale Umweltstoffe. Substanzen, die Allergien auslösen, nennt man Allergene.
Wie Professor Dr. med. André-Michael Beer, Leiter des Lehrbereichs Naturheilkunde an der Ruhr-Universität in Bochum, in einem Interview auf dem Verbraucherportal Ratgeberzentrale erläutert, handelt es sich beim Heuschnupfen um eine Typ-I-Allergie vom sogenannten Soforttyp. Dabei werde eine Reaktion mit IgE-Antikörpern ausgelöst, die zu einer Freisetzung von Histamin aus den Mastzellen führt. Die Soforttyp-Allergie trete unmittelbar nach dem Kontakt mit dem Allergen auf. Das dabei in großen Mengen ausgeschüttete Histamin ist ein Entzündungsvermittler, es erweitert die Blutgefäße, vermittelt Schwellungen und Juckreiz sowie eine Anspannung der Bronchialmuskulatur.
Konventionelle Behandlungen
Das gängigste Mittel gegen Allergien sind Antihistaminika. Diese verhindern die übermäßige Ausschüttung von Histamin oder verringern seine Wirkung. Sie stehen in verschiedenen Darreichungsformen zur Verfügung, von Augen- und Nasentropfen bis zu Tabletten. Doch haben sie – wie auch die sogenannten Mastzellenstabilisatoren – oft unangenehme Nebenwirkungen. Dazu gehören etwa Müdigkeit, Mundtrockenheit und eingeschränkte Fahrtüchtigkeit.
Effektiv gegen Allergien sind auch Glukokortikoide (Cortisonpräparate), die allerdings besonders bei langfristiger Anwendung schwere Nebenwirkungen haben können und deshalb verschreibungspflichtig sind. Weiterhin besteht die Möglichkeit einer Desensibilisierung (= Hyposensibilisierung), bei der der Körper langsam an das Allergen gewöhnt wird, so dass er schließlich nicht mehr reagiert.
Das Immunsystem natürlich beeinflussen
Nicht allen Patienten helfen die konventionellen Mittel, und viele möchten sich nicht mit Nebenwirkungen belasten. Dann kann laut Professor Beer die Naturmedizin eine Alternative bieten. Sie behandele nicht nur Symptome, sondern strebe eine Umorientierung des ganzen Organismus an. Viele Naturheilverfahren wie Inhalationen, Nasenspülungen und Wasseranwendungen nach Kneipp hätten eine wissenschaftlich fundierte Wirkung, so der Experte. Das vollständige Interview ist unter www.myinfo.de/immunreaktion nachzulesen.
Bei den Arzneipflanzen habe sich der mongolische Tragant (Astragalus membranaceus) bewährt, so der Mediziner. Der Wurzelextrakt enthalte Substanzen, die das Immunsystem günstig beeinflussen und sei in Österreich seit Jahren eines der wichtigsten Mittel gegen Heuschnupfen. „In Deutschland wird der Spezialextrakt aus Astragalus membranaceus in Allvent aus der Apotheke als ergänzende bilanzierte Diät zur Behandlung der saisonalen allergischen Rhinitis eingesetzt“, so Beer. Der Tragantwurzelextrakt könne das Immunsystem von Allergikern beeinflussen, indem er es anrege, statt Immunglobulin E (IgE) vermehrt IgG-Antikörper zu produzieren. So werde die Histaminausschüttung weitgehend unterbunden und die Sensibilität gegen Pollen gesenkt.
Weitere Anwendungsmöglichkeiten
Laut Professor Beer haben Erfahrungen mit Astragalus membranaceus gezeigt, dass er auch bei Allergien gegen Tierhaare und Hausstaub helfen kann. Außerdem lässt die Heilpflanze sich nicht nur akut, sondern auch vorbeugend einsetzen. Dafür sollten Betroffene bereits mehrere Wochen vor Beginn der Pollenflugsaison mit der Einnahme des Extrakts beginnen, da es einige Zeit dauere, das Immunsystem zu beeinflussen. Nach einer in der Fachzeitschrift „Phytotherapy Research“ (Matkovic, Z. et al, 2010) veröffentlichten wissenschaftlichen Studie profitierten 89 Prozent der Patienten von der Therapie. Dabei habe der Tragantwurzelextrakt eine gute Verträglichkeit und keine Nebenwirkungen gezeigt.