Immer mehr Eltern kaufen ihren Kindern bevorzugt Spielsachen aus Holz. Diese seien doch viel besser für sie, enthielten keine schädlichen Weichmacher wie Plastik, seien natürlich… und könnten sie viel besser fördern! Das ist bei Spielsachen natürlich nicht unwichtig, denn es geht ja nicht darum, die Kleinen irgendwo zu „parken“. Sie müssen in ihrer Entwicklung gerade bei dieser Gelegenheit gefördert und herausgefordert werden. Aber das muss nicht von Holz oder Plastik abhängen.
Die Kernfrage: Was will ich meinem Kind beibringen?
Fast wichtiger als die Frage nach dem Material ist die des pädagogischen Gedankens hinter der Bespaßung eines Kindes. Was genau soll es dabei lernen? Geht es um die Verbesserung motorischer Fähigkeiten? Soll das Kind lernen, Spielsachen mit anderen zu teilen? Oder geht es um ein erstes Verständnis von Zahlen und Buchstaben? Es gibt hochwertige Spielzeuge aus Holz sowie aus Kunststoff, die das abdecken können. Eltern sollten ohnehin mehr auf ihr Bauchgefühl vertrauen und das gilt auch für die Auswahl von Spielsachen. Wenn sie im Kaufhaus stehen oder online nach Beschäftigung fürs Kind suchen, sollten sie sich einfach fragen, was ein Kind aus Spielzeugen ihrer Meinung nach lernen kann – diese Einschätzung ist richtig!
Warum sind Plastik-Spielzeuge in Verruf?
Es gibt sie auch heute noch, die bunten, fröhlich-quietschigen Plastik-Spielzeuge für Babys und Kinder. Sie sind Geschmackssache, und das liegt nicht nur an ihrem Design, sondern am Material Plastik selbst. Plastik enthält Weichmacher, zumindest war das früher als pauschale Aussage nicht verkehrt. Mittlerweile allerdings weiß man, wozu diese Weichmacher führen. Sie stehen im Verdacht, krebserregend zu sein. Zudem könnten sie bei männlichen Babys weibliche Geschlechtshormone in den Organismus bringen, was zur Ausbildung weiblicher Geschlechtsmerkmale führen könnte. Deshalb sind in Plastikspielsachen für Kinder kaum noch Weichmacher zu finden, auch wenn es trotzdem nicht verkehrt ist, auf solche Hinweise zu achten. Einen Vorteil hatte diese Entwicklung jedoch für Holzspielzeuge – sie gerieten dadurch wieder verstärkt in den Fokus.
Was lernt ein Kind aus Holzspielsachen?
Viele Holzspielsachen sind gleichzeitig auch traditionelles Kinderspielzeug. Ein Schaukelpferd dürfte beispielsweise für viele Eltern gar nicht aus Plastik sein, denn ein Stück wollen sie ihren Kindern vermitteln, womit sie auch selbst groß geworden sind – hölzerne Schaukelpferde wecken da Erinnerungen. Holzspielzeuge eignen sich aber auch gut, um einem Kind das Material an sich näher zu bringen und ihm zu erklären, wo es herkommt.
Das kann den Anlass zu einem gemeinsamen Waldspaziergang geben, bei dem das Kind lernt, dass sein Spielzeug aus einem Baum gemacht wurde – vielleicht sogar aus welchem. Ältere Kinder können dadurch lernen, Wertschätzung zu empfinden, denn Holz ist keine unendlich vorhandene Ressource. Und das ist noch völlig unabhängig davon, was das Kind beim Spielen mit dem Holzspielzeug selbst lernt…
Was sollen Kinder beim Spielen lernen?
Es geht bei Spielsachen nicht nur darum, Kinder zu beschäftigen, um selbst Ruhe zu haben oder ihnen Langeweile zu ersparen. Beim Spielen lernen sie und entwickeln sich. Aber welche wesentlichen Inhalte sollen Kinder überhaupt lernen?
- motorische Fähigkeiten: greifen, halten, loslassen, öffnen, schließen, stapeln
- „Grundgesetze“ der Physik: fallende Gegenstände, Gewicht von Gegenständen einschätzen, …
- sorgsame Behandlung von Spielsachen, da sie sonst kaputt gehen
Und das sind nur einige wesentliche Punkte. Durchs Spiel lernen Kinder, wie die Welt funktioniert. Sie lernen, dass sie Dinge öffnen, schließen, tragen, umbauen, stapeln, ordnen können. Sie erfahren, dass sie ihr Eigentum sorgsam behandeln müssen, wenn sie es behalten wollen – denn tun sie das nicht, geht es kaputt und das werden sie nicht wollen. Kinder müssen durch ein Spielzeug nicht mit einem Jahr Chinesisch lernen oder mit einem Abakus dazu gebracht werden, vor dem Schuleintritt Kopfrechnen zu beherrschen. Es geht um Grundfähigkeiten und Grundverständnisse, die für Erwachsene selbstverständlich geworden sind. Aber woher soll ein Kind das alles wissen, wenn es diese Dinge nicht erlernt hat?