Jeder sollte sich mindestens einmal und möglichst frühzeitig mit dem Thema Berufsunfähigkeit beschäftigen. Egal ob Büroangestellter, Handwerker oder Pilot: Berufsunfähigkeit trifft in Deutschland knapp jeden Vierten noch vor dem eigentlichen Renteneintrittsalter. Als berufsunfähig gilt man dann, wenn man seinen bisherigen Beruf zu mindestens 50% nicht mehr ausüben kann. Hierfür kann es unterschiedliche Ursachen geben. Laut eines Ratings des Analysehauses Morgen & Morgen sind psychische Krankheiten (31%) wie Depressionen und Angststörungen der Hauptgrund für eine Berufsunfähigkeit. Doch auch Unfälle und Erkrankungen wie Migräne oder ein Bandscheibenvorfall können Gründe einer Berufsunfähigkeit sein. Trotz des relativ hohen Risikos wird die Berufsunfähigkeit von vielen Menschen aber unterschätzt.
Deshalb ist eine Berufsunfähigkeitsversicherung sinnvoll
Nach einem Unfall oder einer ernsten Erkrankung kann man als Arbeitnehmer den bisherigen Beruf nicht mehr ausüben, das Einkommen fällt weg. In diesem Fall ist man auf finanzielle Unterstützung angewiesen. Besitzt man keine private Absicherung, kann der Verlust der eigenen Arbeitskraft im schlimmsten Fall die finanzielle Existenz bedrohen. Die staatliche Unterstützung in Form der sogenannten Erwerbsminderungsrente fällt nämlich meist zu gering aus, um den bisherigen Lebensstandard halten zu können. Die Höhe der Erwerbsminderungsrente ist hauptsächlich davon abhängig, wie hoch die eigenen Beiträge waren, die während der Berufstätigkeit in die gesetzliche Rentenversicherung eingezahlt wurden.
Allgemein lässt sich sagen, dass die Erwerbsminderungsrente in etwa bei der Hälfte des vorherigen Nettoeinkommens liegt. Im Jahr 2015 lag die durchschnittliche Erwerbsminderungsrente laut der Deutschen Rentenversicherung bei nur 735 € im Monat. Diese staatliche Unterstützung erhält man außerdem nur dann, wenn gar kein Beruf mehr ausgeübt werden kann (Erwerbsunfähigkeit) und mindestens fünf Jahre in die staatlichen Kassen eingezahlt wurde. So ist die Auszahlung an Bedingungen geknüpft, die besonders junge Menschen nicht immer erfüllen.
Um sich also finanziell umfassend abzusichern, ist eine zusätzliche private Absicherung über eine Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) wichtig. Die Frage, ob eine BU sinnvoll ist, kann somit eindeutig mit “Ja” beantwortet werden. Denn die BU zahlt im Gegensatz zur gesetzlichen Rentenversicherung bereits eine Rente, wenn der Arbeitnehmer nur noch zu 50 Prozent in seinem Beruf arbeiten kann (Beispiel: Wenn ein Dachdecker wegen eines Rückenleidens nicht mehr auf Dächer klettern kann, gilt er als berufsunfähig; selbst, wenn er noch am Schreibtisch arbeiten könnte). Die monatliche BU-Rente wird bei Abschluss der BU gemeinsam mit dem Versicherer festgelegt und kann individuell auf die Bedürfnisse des Antragstellers angepasst werden. So sichert sie dem Betroffenen die notwendige finanzielle Unterstützung bei Berufsunfähigkeit.
BU für Studenten und Berufseinsteiger
Ist eine Berufsunfähigkeitsversicherung auch für Studenten und Berufseinsteiger sinnvoll? Ja, das ist sie! Die eigene Arbeitskraft sollte so früh wie möglich umfassend abgesichert werden. Diesen Gedanken haben leider nur sehr wenige junge Menschen. Gerade Studenten und Berufseinsteiger zahlen aber erst kurze Zeit oder noch gar nicht in die gesetzliche Rentenversicherung ein. So ist die gesetzliche Erwerbsminderungsrente für junge Menschen entweder viel zu gering oder sie steht ihnen wegen fehlender Beiträge gar nicht erst zu. Eine BU ist daher für Studenten und Berufseinsteiger essentiell, um die eigene Arbeitskraft abzusichern und sich vor finanziellen Risiken zu schützen.
Jungen Menschen wird der Abschluss einer BU durch sogenannte Einsteigertarife vereinfacht. Studenten und Berufsanfänger zahlen aufgrund ihres guten Gesundheitszustandes und dem meist sehr niedrigen Risiko einer Berufsunfähigkeit in den Anfangsjahren einen geringeren monatlichen Betrag, der später dann über den Normaltarif ansteigt. So können sich auch junge Menschen mit schmalem Geldbeutel eine BU leisten. Bei einer BU gilt also: Je früher der Abschluss, desto günstiger die Beiträge.
BU für Selbstständige und Freiberufler
Auch für Selbstständige gelten gesonderte Regeln: Sie sind nicht verpflichtet in die gesetzliche Rentenversicherung einzuzahlen und müssen sich daher selbst um die Absicherung ihres Lebensunterhalts kümmern.
Selbstständige, Unternehmer und Freiberufler tragen ein zusätzliches finanzielles Risiko: sie haben keine Sicherheiten durch einen Arbeitgeber. Auch tragen sie als Unternehmer und Arbeitgeber Verantwortung für ihre Angestellten. Ein großes Problem: Nicht alle Selbstständigen und Unternehmer zahlen in die gesetzliche Rentenversicherung ein, denn sie sind meist nicht dazu verpflichtet. Somit haben sie bei Verlust ihrer Arbeitskraft keinen Anspruch auf die staatliche Unterstützung. Durch das erhöhte finanzielle Risiko sind Selbstständige oftmals einem enormen Druck und hohem Stress ausgesetzt. Das kann schnell auf die Gesundheit schlagen und die eigene Arbeitskraft bedrohen. Daher ist eine BU dringend zu empfehlen.
Selbstständige und Unternehmer sollten jedoch unbedingt auf die Umorganisationspflicht innerhalb ihres BU-Vertrages achten. Diese besagt, dass vor Auszahlung der BU-Rente geprüft wird, ob das eigene Unternehmen so umorganisiert werden kann, dass der Betroffene trotz seiner Krankheit in der Lage ist, andere Aufgaben im Unternehmen zu übernehmen. Besteht diese Möglichkeit, wird keine BU-Rente ausgezahlt. Die Umorganisation muss dabei aber zumutbar sein und darf dem Unternehmen keinen finanziellen Schaden zufügen.
Das ist bei Vorerkrankungen zu beachten
Möchte man eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen und es sind ernste oder chronische Vorerkrankungen bekannt, kann dies mitunter dazu führen, dass der Antrag abgelehnt wird. Diese Gefahr besteht insbesondere bei akuten Beschwerden. Bei Vorerkrankungen, die nicht mehr akut sind, ist ein Abschluss möglich. Mitunter berechnen Versicherer haben Risikozuschläge bei bestimmten Krankheiten oder schließen diese vom BU-Schutz aus.
Erster Tipp: Bei der Auswahl der richtigen Versicherung sollte darauf geachtet werden, auf welchen Betrachtungs- bzw. Abfragezeitraum sich die sogenannten Gesundheitsfragen beziehen. Vor jedem BU-Abschluss führt die Versicherung eine Befragung zur Gesundheit des Antragstellers durch, um das potenzielle Berufsunfähigkeitsrisiko anhand von Vorerkrankungen besser einschätzen zu können. Die Zeiträume können zwischen drei und zehn Jahren variieren. Traten die Vorerkrankungen vor diesem Zeitraum auf, sind diese nicht weiter für die Versicherung relevant und beeinflussen den BU-Antrag nicht. Generell gilt aber: Alle Gesundheitsfragen müssen wahrheitsgemäß und vollständig beantwortet werden. Wer lügt und Krankheiten weglässt, dem kann der Versicherer die Zahlung der BU-Rente später verweigern.
Zweiter Tipp: Um im Vorhinein ein genaues Bild davon zu haben, inwieweit sich Vorerkrankungen auf den BU-Antrag auswirken, empfiehlt sich eine frühzeitige Risikovoranfrage über einen Makler. Hier wird eine Anfrage für eine BU an einen Versicherer gestellt, ohne dass die Daten des Antragstellers gespeichert werden. Da die Versicherer Vorerkrankungen unterschiedlich bewerten, kann so herausgefunden werden, welche Versicherung individuell am besten passt bzw. ob ein BU-Abschluss überhaupt möglich ist.
Annika Pleil arbeitet in der Online-Redaktion des InsurTech-Startups Getsurance. Als Versicherungsportal gestartet, hat sich Getsurance auf den wichtigen Bereich der Lebensversicherungen spezialisiert und dazu die erste Online-Beratung zur Berufsunfähigkeitsversicherung entwickelt. Gleichzeitig arbeitet das Unternehmen an eigenen modularen Versicherungsprodukten und informiert vor allem junge Kunden über Versicherungen mit fachlich fundierten Ratgebertexten.