Nach Schätzungen des Statistischen Bundesamtes wird die Zahl der pflegebedürftigen Bundesbürger bis 2030 um fast 50 Prozent auf rund 3,4 Millionen ansteigen. Nur mit einer frühzeitigen privaten Pflegevorsorge kann die finanzielle Herausforderung dieses dramatischen demografischen Wandels gemeistert werden. Die gesetzliche Pflegepflichtversicherung stellt für den Fall der Fälle allenfalls eine Teilkaskoabsicherung dar. So liegt beispielsweise die monatliche Kostenlücke zwischen dem tatsächlichen Bedarf und der Abdeckung durch die Pflegepflichtversicherung in der Pflegestufe III bei einem Heimplatz bei durchschnittlich 1.700 Euro im Monat. In Großstädten kann die Lücke deutlich größer sein, dort können auf Pflegebedürftige und ihre Familien monatlich Kosten von 2.000 Euro und mehr zukommen.
Staatliche Förderung setzt wichtige Impulse für private Vorsorge
Mit der Einführung des staatlich geförderten „Pflege-Bahr“ hat die Politik im vergangenen Jahr wichtige Impulse für mehr private Pflegevorsorge gesetzt. „Die Einführung der staatlich geförderten Zusatzversicherung ist ein Schritt in die richtige Richtung“, betont beispielsweise Philipp Vogel, Vorstand der DFV Deutsche Familienversicherung AG. Dabei sei der „Pflege-Bahr“ insbesondere für Jüngere ideal. Denn je jünger der Versicherte bei Vertragsabschluss sei, desto mehr Pflegeleistung erhalte er für den Mindestbeitrag von 15 Euro pro Monat. Junge Menschen profitieren daher in besonderem Maß von den staatlichen Zulagen.
Flexible Pflegetagegeldtarife
Generell bietet jedoch auch der Pflege-Bahr nur eine Teilabsicherung in Sachen Pflege. Eine ausreichende Pflegevorsorge ist nur durch die Kombination mit einem ungeförderten Ergänzungstarif möglich. Geeignet dafür sind vor allem sogenannte Pflegetagegeld-Tarife, die sich flexibel an die jeweiligen Lebensumstände anpassen lassen. Entsprechend der finanziellen Möglichkeiten und Bedürfnisse kann der Versicherte seinen Schutz selbst gestalten: Er entscheidet, wie hoch das Pflegegeld sein soll und welche Pflegestufen er absichern möchte. Beim Pflegevorsorge-Tarif „Flex“ der Axa etwa kann man für jede Pflegestufe ein monatliches Pflegegeld ab 100 Euro wählen. Der Kunde bestimmt, ob er nur die Pflegestufe III oder diese in Kombination mit Pflegestufe II beziehungsweise den Pflegestufen II und I absichern möchte.
Gefahr erkannt, aber nicht gebannt
Trotz der vielfältigen Vorsorgeoptionen ist die Pflegevorsorge in Deutschland noch unterentwickelt. Offenbar vertrauen immer noch viele darauf, im Falle eines Falles von Angehörigen gepflegt zu werden. Tatsächlich sind die Menschen aber viel mobiler geworden, ziehen oft um, sind beruflich stark eingespannt. „Viele leben als Single allein und oft weit weg von ihren Familien, in den meisten Fällen ist familiäre Pflege gar nicht umsetzbar“, meint etwa Dr. Birgit König, Vorstandsvorsitzende der Allianz Privaten Krankenversicherung. Die dann nötige Inanspruchnahme ambulanter Pflegedienste oder die Unterbringung in einem Pflegeheim koste viel Geld. Ein Rentner könne diesen Betrag dauerhaft kaum aufbringen. Fehle das nötige Vermögen, würden Kinder für ihre Eltern haften.
Frauen vom Pflegerisiko besonders betroffen
Für Frauen ist private Pflegevorsorge im Übrigen besonders wichtig. „Sie trifft das Thema gleich doppelt: erst als Pflegende und dann als Pflegebedürftige“, betont DFV-Vorstand Philipp Vogel. Doppelt deshalb, weil es auch heute noch überwiegend Frauen seien, die die Pflege von Angehörigen übernähmen – später dann würden sich auch unter den Pflegebedürftigen selbst doppelt so viele Frauen wie Männer befinden. „Wegen ihrer durchschnittlich um fünf Jahre längeren Lebenserwartung haben Frauen im Vergleich zu Männern außerdem ein höheres Risiko, zum Pflegefall zu werden“, erläutert Vogel.
Volkskrankheit Demenz: Auch diesen Fall umfassend absichern
Mit dem zunehmenden Durchschnittsalter der Gesellschaft steigt auch die Zahl der Menschen, die unter einer Demenzerkrankung leiden: Nach einer Prognose der Deutschen Alzheimer Gesellschaft könnte sich die Zahl der Betroffenen von derzeit etwa 1,4 Millionen bis 2050 auf ungefähr drei Millionen Patienten erhöhen. Die Leistungen für Demenzkranke wurden von der letzten Bundesregierung zwar leicht erhöht – dies blieb aber ein Tropfen auf dem heißen Stein. Somit stellt die gesetzliche Pflegepflichtversicherung für alle Pflegebedürftigen nur eine Teilkaskoabsicherung dar, für Demenzkranke gilt dies aber in besonderer Weise. Die neue Bundesregierung will das Problem zwar angehen, bis es zu einer grundlegenden Neuregelung kommt, dürfte allerdings noch einige Zeit ins Land gehen. Mit Blick auf den Anstieg von Demenzerkrankungen ist es bei der Tarifwahl wichtig, auch diesen Fall umfassend abzusichern. Von den Ergo Direkt Versicherungen etwa gibt es einen Zusatz-Pflege-Schutz, bei dem 50 Prozent des vereinbarten Pflegemonatsgelds ausbezahlt werden, wenn eine Einstufung in die Pflegestufe 0 erfolgt – also etwa bei Demenz.
Assistance: Rat und Tat im Pflegealltag
Geld allein löst im Pflegefall nicht alle Probleme. Beim Anbieter DEVK etwa kann man eine Pflegetagegeldversicherung mit Pflegeassistance-Leistungen kombinieren, also mit Beratung und Vermittlung von Hilfs- und Pflegeleistungen. In Zusammenarbeit mit dem Malteser Hilfsdienst werden zahlreiche qualitätsgeprüfte Beratungs- und Vermittlungsleistungen angeboten, zum Beispiel ein Menüservice oder ein Fahrdienst. Ein Anruf genügt, und die Malteser organisieren innerhalb von 24 Stunden einen Pflegeplatz.
Pflege im Ausland
Wer in Ländern außerhalb der EU Hilfe von Pflegekräften braucht, kann oftmals nicht auf Leistungen der staatlichen Pflegeversicherung oder eine Förderung aus Deutschland setzen. Die Zahlungen der privaten Pflegetagesgeldversicherung beispielsweise der Münchener Verein Versicherungsgruppe können vom Leistungsempfänger jedoch völlig flexibel eingesetzt werden. So sind für Pflegebedürftige auch Reisen möglich und mitunter sogar davon finanzierbar. Auch wer seinen Ruhestand komplett ins Ausland verlagern möchte, kann auf die private Vorsorge zählen. Da laut Auskunft der Deutschen Rentenversicherung die Rentenzahlungen an deutsche Ruheständler im Ausland in den vergangenen zehn Jahren um 35 Prozent gestiegen sind, trifft das auf immer mehr Menschen zu.