Rückblick – GSM-Netze nehmen den Betrieb auf

Wer kennt diesen Satz nicht: „Kann ich mal telefonieren?“. Dies war der wahrscheinlich am häufigsten genutzte Satz von Horst Schimanskis in den Tatort-Folgen aus Duisburg. Da war ein Handy noch Fehlanzeige und reine Zukunftsmusik. Bis in das Jahr 1991 wurden diese Tatort-Folgen gedreht. Die Handynetze von heute existieren aber erst seit 22 Jahren (Stand 2014). Exakt am 30.Juni 1992 nahm Vodafone, damals noch D2 Mannesmann, den Betrieb auf. Schon einen Tag später startete das D1 Netz der Deutschen Telekom. Wir wir heute wissen, war die Inbetriebnahme der Handynetze ein voller Erfolg. Handys und Smartphones erfreuen sich sehr großer Beliebtheit und sind aus dem alltäglichen Leben nicht mehr wegzudenken.

30. Juni 1992 – die GSM-Netze nehmen den Betrieb auf

Netzabdeckung D1 beim Start / Quelle: Telekom
Netzabdeckung D1 beim Start / Quelle: Telekom

Heute kennt jeder die sogenannten D- und E-Netze. Vor dem Jahr 1992 gab es entsprechend die A-, B- und C-Netze. Das C-Netz war damals schon weit verbreitet und wurde von mehr als 700.000 Kunden genutzt. Die Endgeräte sahen damals nicht aus wie ein Handy, sondern waren so groß wie kleine Koffer oder Taschen.

Der offizielle Start der ersten digitalen Mobilfunknetze in Deutschland verlief nicht reibungslos. Anfangs war das Netz nur für West-Berlin und Westdeutschland geplant. Doch nach der Wiedervereinigung wurde neu geplant und das Netz wurde in ganz Deutschland aufgebaut. Nun gab es aber weitere Probleme. Jetzt hatte Deutschland ein digitales Mobilfunk-Netz aber keine Endgeräte. Die Handy-Hersteller hatten große Probleme mit der Zulassung ihrer Geräte. Die Telekom konnte zum Start gerade einmal 10.000 Geräte zur Verfügung stellen. Heute ist solch eine kleine Menge unvorstellbar. Im Vergleich dazu wurde das Samsung Galaxy S3 weltweit insgesamt fast 9 Millionen mal vorbestellt.

Die Telekom bot zunächst die Portables 324 zum Preis ab 3190 DM sowie 334 zum Preis von 3850 an. Es gab auch Festeinbaugeräte für das Fahrzeug, welche bis zu 500 DM günstiger waren. Bei D2 war die Lage nicht viel besser. Die ersten D2-Telefone kosteten zwischen 2 500 DM und 3 000 DM. Das war damals noch sehr günstig. Die Kunden waren noch ganz andere Preise gewöhnt. Für ein C-Netz Autotelefon mussten interessierte fast 10.000 DM zahlen.

Erstes D2-Handy, Roaming, Netzabdeckung

Netzabdeckung D2 beim Start / Quelle: Vodafone
Netzabdeckung D2 beim Start / Quelle: Vodafone

Das Motorola International 320 (Foto links) war das erste Handy von D2. Das sperrige Handy stellte damals eine Revolution dar. Das Handy war knapp 20 cm groß und der Nutzer konnte ca. zweieinhalb Stunden damit telefonieren. Damals dachte noch niemand eine Fotokamera oder gar einen Internetzugang.

Mobiles telefonieren war 1992 augrund der Gerätepreise und Grundgebühren ein teures Vergnügen und war somit nur gut betuchten Menschen vorbehalten. Durch die Inbetriebnahme des D1 und D2 Netzes änderte sich an der Preisgestaltung nicht all zu viel. Heute sind Full-Flats für 20 Euro zum Standard geworden und damals wagte man sich nicht einmal davon zu träumen.

1992 kostete bei D2 die Minute am Tag 1,44 DM. In der Nacht sank der Minutenpreis bei D2 auf 49 Pfennig. Dazu kamen noch die monatlichen Grundgebühren von 77,52 DM.Bei der Telekom fielen monatlich 79 DM als Grundgebühr an. Als Kaufanreiz verzichtete die Telekom allerdings die ersten 6 Monate auf diese Grundkosten. Mit der weiteren Verbreitung des Mobilfunks in Deutschland fielen auch die Preise. So kostete schon 10 Jahre später der D2-FUN-Tarif nur noch 10,99 Euro, dies entsprich umgerechnet 21,51 DM. Trotzdem wurden die Gesprächsminuten extra abgerechnet.

Bereits nach 7 Monaten nach der Inbetriebnahme der Mobilfunknetze gab es das erste Roaming. Vorher konnten über das Handy keine Auslandsgespräche abgewickelt werden. Den Durchbruch für Roaming brachten also die digitalen Netze von D1 und D2. Die Technik verbreitete sich schnell auf der ganzen Welt aus. Heute stehen weltweit mehr als hundert Netze zur Verfügung. So können Kunden von Vodafone und Telekom praktisch überall auf der Welt mobil telefonieren. Heute ist das Roaming, vor allem innerhalb der EU, recht günstig. Damals kostete eine Verbindung von Dänemark nach Deutschland stolze 2,09 DM.

Anfangs waren die Netze nur für Sprache ausgelegt. Mobilen Datenverkehr gab es damals noch nicht. Erst im Jahr 2000 wurde GPRS eingeführt. Auch der SMS Dienst stand anfangs nicht zur Verfügung und fand seinen Weg erst 1995 zur breiten Masse. Die SMS war für die Mobilfunkanbieter einer der wohl besten finanziellen Entscheidungen. Erst 1994 nahm E-Plus sein Netz in Betrieb und o2, damals Viag Interkom, startete gar erst 1998.

Die Netzabdeckung wies damals noch erhebliche Flecken auf. Der Netzausbau wurde zu aller erst in den Ballungsräumen vorangetrieben. Wer auf dem Land lebte, hatte damals einfach Pech. Es dauerte Jahre, bis die Landbevölkerung auch mit dem Mobilfunk-Netz versorgt war. Selbst heute werden noch Sendemasten aufgestellt, um die hohe Nachfrage nach Mobilfunk-Produkten zu decken. Auch durch das Fortschreiten der Technik (wie zum Beispiel LTE) werden immer mehr Kapazitäten gebraucht und daher müssen auch heute noch einige Sendemasten gebaut werden.