Regen, Nebel und kurze Tage: Herbst und Winter vermiesen oft nicht nur das Leben im Freien, sie begünstigen auch Verkehrsunfälle. So liegen die Unfallraten bei Dunkelheit und Dämmerung wesentlich höher als bei Tage. Zudem fallen Unfälle bei Dunkelheit im Vergleich zu Tagunfällen häufig schwerer aus.
Arbeitszeiten und Freizeitgewohnheiten sorgen dafür, dass das Verkehrsgeschehen in Herbst und Winter zum großen Teil im Dunkeln stattfindet. Das Auge wird dabei bis an die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit belastet. Hans-Joachim Koch, Leiter der Kfz-Schadenabteilung der HDI Versicherung AG, rät deshalb dazu, selbst möglichst gut sichtbar sein und alles zu tun, um das eigene Sehvermögen zu unterstützen: „Beides sollte für jeden Verkehrsteilnehmer selbstverständlich sein, vor allem bei Dunkelheit.“
Bei widrigen Sichtverhältnissen die Geschwindigkeit reduzieren
Oft können Autofahrer ihre Wahrnehmungsfähigkeit bei Nacht schon mit wenig Aufwand verbessern. Zum Beispiel gehören getönte Brillen bei Dunkelheit ins Handschuhfach. Frontscheiben sollten nicht verkratzt und außen und innen gereinigt sein, um möglichst wenig Licht zu absorbieren. Spätestens bei Anbruch der Dämmerung ist das Abblendlicht einzuschalten. Reines Tagfahrlicht reicht dann nicht mehr aus. Richtig eingestellte und gesäuberte Scheinwerfer reduzieren dabei die Blendwirkung und bieten den höchsten Grad an Lichtausbeute. Generell gilt bei widrigen Sichtverhältnissen: Geschwindigkeit reduzieren! Denn nur eine den Sichtverhältnissen angepasste Geschwindigkeit verschafft dem Fahrer die Möglichkeit, in kritischen Situationen noch rechtzeitig reagieren zu können.
Gesehen werden ist lebenswichtig
Genauso wichtig wie zu sehen ist es, selbst gesehen zu werden. Vor allem dunkel gekleidete Fußgänger werden oft erst sehr spät wahrgenommen. Kinder sind in dieser Beziehung besonders gefährdet, weil sie das Verkehrsgeschehen noch nicht so gut einschätzen können wie Erwachsene und herannahende Fahrzeuge oft gar nicht wahrnehmen. „Helle Garderobe und reflektierende Elemente an der Kleidung, Reflex-Gurte, die über der Kleidung angelegt werden, oder entsprechende Applikationen an Schulranzen oder Rucksäcken sind deshalb gerade für Kinder lebenswichtig“, betont HDI-Schadenfachmann Koch. Aber auch für Erwachsene können entsprechende Elemente den Unterschied zwischen Übersehen- und Gesehenwerden ausmachen. Denn Reflektoren-Elemente, die der ECE-Norm entsprechen, sind schon auf eine Entfernung von 150 Metern sichtbar. Alle Autofahrer haben zudem seit dem 1. Juli 2014 die Pflicht, eine Warnweste mitzuführen. „Wir raten dringend, sich die Warnweste ins Handschuhfach zu legen“, ergänzt Koch, „damit diese schon vor dem Aussteigen angelegt werden kann.“
Radfahrer sollten auf zusätzliche Reflektoren setzen
Was für Fußgänger in Hinsicht auf auffällige Kleidung gilt, gilt im gleichen Maße auch für Radfahrer. Grundsätzlich müssen Fahrräder für den Straßenverkehr mit Reflektoren und funktionierender Beleuchtung ausgerüstet sein. Die vorgeschriebenen Reflektoren an Speichen und Pedalen und die Fahrradbeleuchtung allein reichen aber oft nicht aus, um im morgendlichen oder Abend-Straßenverkehr genügend Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Zusätzliche Reflektoren an Kleidung und Ausrüstung sorgen deshalb auch bei Radfahrern für ein Mehr an Sicherheit.
Ältere sehen im Dunkeln besonders schlecht
Mit zunehmendem Lebensalter verschlechtert sich vor allem das sogenannte Dämmerungssehvermögen, zum Teil sogar erheblich. Bei vielen dürfte es ab dem 50. Lebensjahr bei Dunkelheit bereits merklich eingeschränkt sein. Ab dem 70. Lebensjahr liegt Untersuchungen zufolge der Anteil der Kraftfahrer, die über kein ausreichendes Dämmerungssehvermögen mehr verfügen, bereits bei rund 30 Prozent. Tritt noch Blendwirkung hinzu, erhöht sich dieser Anteil auf etwa 50 Prozent. Allerdings verschlechtert sich die Sehkraft nur allmählich. Von den meisten Menschen wird dieser Prozess daher kaum wahrgenommen. Nur wer sich regelmäßig augenärztlich untersuchen lässt, kann reagieren und sein Fahrverhalten anpassen.
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