Für fast alle Männer sind eine erfüllte Sexualität und die Zufriedenheit ihrer Partnerin wichtige Bausteine für Glück und Selbstbewusstsein. Doch in diesem Bereich können auch beim starken Geschlecht viele Probleme auftreten – von sexueller Überaktivität bis Unlust, von gestörter Empfindung bis zu Schmerzen beim Verkehr, von Erektionsstörungen bis zu Schwierigkeiten mit der Ejakulation.
Wann wird „Nicht können“ zur Potenzstörung?
Ein zentraler Punkt für das männliche Sexleben ist, dass es mit einer zufriedenstellenden Erektion klappt. Zwar haben viele Männer damit hin und wieder Schwierigkeiten. Von einer echten Potenzstörung oder erektilen Dysfunktion spricht man aber laut Dr. Thomas Seyrich, Leitender Oberarzt für Urologie und Andrologie im Rehabilitations- und Präventionszentrum Bad Bocklet, aber erst, wenn in einer Zeitspanne von über sechs Monaten wiederholt keine Erektion erreicht oder gehalten werden kann, die für einen befriedigenden Geschlechtsverkehr genügt. Sexuelle Probleme von Männern sind vor allem mit zunehmendem Alter nicht selten. Seyrich zitiert dazu die sogenannte „Kölner Studie“, nach der nur jeder 50. Mann zwischen 30 und 39 betroffen ist, aber schon rund zehn Prozent der Männer in den Vierzigern, rund 20 Prozent der 50- bis 59-Jährigen, jeder dritte Mann zwischen 60 und 69 und bei den noch älteren sogar jeder zweite. Im Durchschnitt kennt etwa jeder fünfte Mann sexuelle Probleme.
Sexuelle Probleme: Warum es manchmal nicht klappt
Die Ursachen für Erektionsstörungen können nach Angaben des Experten psychisch, hormonell oder organisch sein, wobei die Häufigkeit ungefähr gleichmäßig verteilt sei. Manchmal lägen auch mehrere Ursachen vor. Eine häufige organische Ursache sei etwa die radikale Prostataentfernung bei Krebs. Dabei könne es zu Schädigungen der in der Nähe liegenden Erektionsnerven kommen, was dann zu Potenzproblemen führe. Mittlerweile gebe es aber minimalinvasive, nervschonende Operationsmethoden, die Erektionsprobleme reduzieren und ihre Dauer nach der OP verkürzen könnten.
Rehabilitation nach Prostata-OP
Um die Erektionsfähigkeit nach einer solchen OP zu bewahren oder wieder herzustellen, setzt man beispielsweise im Rehazentrum Bad Bocklet auf die sogenannte „penile Frührehabilitation“. Dabei wird möglichst frühzeitig nach der Prostataentfernung die Durchblutung der Schwellkörper und damit auch die Sauerstoffversorgung gefördert, denn laut Seyrich zeigen Studien (zum Beispiel U. Wetterauer, 2012), dass sich ohne frühe Therapie die Struktur der Penisschwellkörper negativ verändert. Zum Einsatz kommen dabei durchblutungsanregende PDE-5-Hemmer (wie etwa Sildenafil-Präparate) oder auf Wunsch auch Injektionen in den Penis (SKAT). Eine weitere Möglichkeit bieten Vakuum-Erektions-Penispumpen.
Ganzheitliche Therapie
Eingebunden sind diese Maßnahmen in eine ganzheitliche Behandlung, die mit einer umfassenden Untersuchung und Beratung zu den sexuellen Problemen beginnt. Moderne Diagnostik, Fragebögen sowie Gespräche ergeben das Gesamtbild. Dann folgen die beschlossenen Therapiemaßnahmen und am Ende der Behandlung Empfehlungen für das weitere Vorgehen zu Hause. Eine wichtige Rolle für den Erfolg der Therapie spielen laut Seyrich auch psychologische Aspekte sowie (wenn möglich) das Einbeziehen der Partnerin. Auf Wunsch gäbe es dafür auch danach das Angebot der „sexualmedizinischen Sprechstunde“.
Wer trägt die Kosten?
Rehamaßnahmen und Anschlussheilbehandlungen werden mit den Tagespflegesätzen von der Krankenkasse übernommen, so Seyrich. Spätere ambulante Sprechstunden, Spezialdiagnostik und Therapiebegleitung würden im Rahmen der erwähnten Spezialsprechstunde nach der GOÄ (Gebührenordnung für Ärzte) berechnet. Durch die Zulassung von Generika (Nachahmerpräparaten) koste die Behandlung mit PDE-5-Hemmern jetzt nur noch rund zwei Euro pro Tablette, für die SKAT-Behandlung liege der Preis bei zehn bis zwanzig Euro pro Injektion in den Penis. Beide Therapien müssen aus eigener Tasche gezahlt werden. Dagegen übernehmen die Kassen nach Aussagen des Experten bei fachlicher Indikationsstellung die Kosten für eine Vakuum-Erektions-Pumpentherapie – lediglich zehn Euro Eigenanteil würden fällig.