Rund 500.000 Menschen in Deutschland leiden regelmäßig unter epileptischen Anfällen – damit tritt die Epilepsie, eine Erkrankung des Gehirns, hierzulande genauso häufig auf wie behandlungsbedürftiger Diabetes. Auf diese aktuellen Zahlen weist die Deutsche Epilepsievereinigung zum Tag der Epilepsie am 5. Oktober hin – er steht 2014 unter dem Motto „Epilepsie kann jeden treffen – in jedem Alter“. Besonders häufig beginnt die Erkrankung demnach entweder in der frühen Kindheit oder ab dem 65. Lebensjahr. Individuelle Therapien können je nach Lebenssituation des Betroffenen helfen.
Angst vor Anfällen in der Öffentlichkeit
Die Ursache für epileptische Anfälle sind unregulierte elektrische Entladungen im Gehirn. Es gibt unterschiedliche Arten von Anfällen. Sie reichen von einem Zucken einzelner Gliedmaßen über Bewusstseinspausen – so genannte Absencen – in denen der Betroffene nicht ansprechbar ist, bis hin zu größeren Anfällen, bei dem sich die gesamte Körpermuskulatur verkrampft. In der Regel, so die Epilepsievereinigung, dauere der Anfall einige Minuten, bis das Gehirn wieder zu seiner ursprünglichen Funktionsweise zurückkehre. Für die Betroffenen ist die Angst, in der Öffentlichkeit die Kontrolle über die Körperfunktionen zu verlieren und bewusstlos zu werden, ein ständiger Begleiter und bedeutet eine enorme Beeinträchtigung der Lebensqualität.
Neue Medikamente dringend notwendig
Mit modernen Therapien können Epilepsien heute behandelt und epileptische Anfälle vermieden werden: Mehr als 20 zugelassene Medikamente, so genannte Antiepileptika, ermöglichen vielen Patienten ein weitgehend normales Leben. Sie gehen ihrem Beruf nach, treiben Sport und reisen. Nach Angaben von Professor Dr. med. Hajo Hamer, Leiter des Epilepsiezentrums der Universität Erlangen, ist es wichtig, das richtige Medikament für die jeweils individuelle Art und Ausprägung der Epilepsie auszuwählen. Auf diese Weise könne zwei Dritteln der Patienten sehr gut geholfen werden. „Ein Drittel der Betroffenen erfährt allerdings bislang noch keine Anfallsfreiheit“, so Professor Hamer.
Daher bestehe dringender Bedarf an neuen und innovativen Medikamenten. Auf diese Weise könne das Ziel der Anfallsfreiheit auch für eben jenes Drittel der Patienten erreicht werden, die noch an Anfällen leiden. Ein Antiepileptikum einer neuen Wirkstoffklasse wird derzeit erneut vom Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) der Ärzte und Krankenkassen in Deutschland überprüft. Nachdem der G-BA dem innovativen Medikament in der ersten Bewertung keinen Zusatznutzen zusprach, setzte es der Hersteller außer Vertrieb mit dem Ziel, das Arzneimittel zum frühest möglichen Zeitpunkt erneut für eine Neubewertung einzureichen. Nach ersten klinischen Erfahrungen wird das neue Medikament als vielversprechend eingeschätzt, da es nach den Beobachtungen der Ärzte die Anfallshäufigkeit auch bei denjenigen Patienten senken kann, die bisher erfolglos mit zwei oder drei anderen Antiepileptika behandelt wurden. Der Hersteller hofft, dass der G-BA nun einen Zusatznutzen für diesen ersten Vertreter einer neuen Wirkstoffklasse anerkennt und sich die neuerliche Bewertung stärker an der Versorgungsrealität von Epilepsiepatienten orientiert.
Richtig erste Hilfe leisten
Wer einen epileptischen Anfall miterlebt, fühlt sich oft hilflos. Die Deutsche Epilepsievereinigung rät dazu, die Verletzungsgefahr für Betroffene durch Stürze und unkontrollierte Bewegungen während des Anfalls zu vermindern. Daher sollte der Patient in sichere Entfernung von Bordsteinen oder Tischkanten gebracht werden. Eine Lockerung enger Kleidungsstücke ist ebenfalls ratsam. Nach dem Anfall sollten die Betroffenen in die stabile Seitenlage gelegt werden. Mehr Informationen über Epilepsie und den Tag der Epilepsie am 5. Oktober 2014 sind unter www.epilepsie-vereinigung.de verfügbar.
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